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Eine Frau, die Corona heißt, berichtet von ihren Erlebnissen - Berliner Morgenpost

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Vorname

Eine Frau, die Corona heißt, berichtet von ihren Erlebnissen

Kaffeeersatz, Dosen-Bier und nun ein neuartiges Virus: Corona Johanna Kirschbauer hat es mit ihrem Vornamen nicht ganz leicht.

Corona Johanna Kirschbauer aus Hamburg kann Witze über ihren Namen nicht mehr hören.

Corona Johanna Kirschbauer aus Hamburg kann Witze über ihren Namen nicht mehr hören.

Foto: Corona Johanna Kirschbauer

Meine geliebte Mutter – Gott sei ihrer Seele gnädig – gab mir bei meiner Geburt einen wunderschönen Namen. Kein Mädchen sonst konnte sich mit diesem Vornamen schmücken. Ich war die Einzige. Wenn ich jedoch gefragt wurde, aus welchem Land ich denn komme, hatte ich keine Antwort. Mit Behauptungen wie: „So einen Vornamen gibt es doch gar nicht“, wusste ich nichts anzufangen.

Bis mein Mütterchen mich aufklärte: Für meine Eltern war meine Geburt „die Krönung“ ihrer Liebe. Mein Name war das lateinische Wort für „die Krönung“ oder „den Kranz um die Sonne“, erklärte meine Mutter. Das gefiel mir gut und machte mich stolz.

Während meiner Schul- und Ausbildungszeit wurde ich dann verpulvert. Mein Name lief nach Kriegsende nonstop im Radio, als Werbung für ein gleichnamiges Produkt, einen Kaffeeersatz, auch Muckefuck genannt: „Corona fix in der runden Dose“.

Plötzlich war ich ein mexikanisches Bier

Jahre später, bereits verheiratet, war ich plötzlich ein mexikanisches Bier in einer kleinen Blechdose. Später wurde ich auch in Flaschen abgefüllt. Dies fand ich schon nicht mehr lustig. Bei jeder Begrüßung die Nachfrage: „Corona? Wie das mexikanische Bier?“ Manche Texte kann man schon lange nicht mehr hören.

Dass mein Name bei der Pandemie 2002/2004 herhalten musste, war eine schmerzliche Erfahrung. Da habe ich noch geschluckt und es gerade noch weggesteckt. Aber jetzt ist auch noch der aggressive Sars-Covid-19 im Umlauf. Und wieder erlaubt sich ein Virus, mit meinem Vornamen weltweit die Bevölkerung zu „pandemieren“ und in Angst und Schrecken zu versetzen.

Mein Mann wird gefragt, wie er mit Corona zurechtkommt

Ich zucke seit drei Monaten zusammen, wenn tausendmal am Tag nicht nur mein Vorname, sondern die Steigerung, wie „Corona-Infizierte“, „Coronavirus“, „Corona-Ausbruch“, „Corona-Todesopfer“ aus Radio und Fernsehen tönen. Freunde und Bekannte witzeln mit steigender Begeisterung um meinen Vornamen herum. Zufall, dass sich ausgerechnet jetzt ein Tinnitus bei mir meldet?

Auch mein Mann ist ins Visier geraten: Er wird des Öfteren gefragt, wie er mit dem Virus unter einem Dach zurechtkommt. Seine Antwort: „Mir geht es so gut, obwohl ich schon Jahrzehnte damit lebe.“ Es ist an der Zeit, meinen zweiten Vornamen zu aktivieren. Wie gut, dass meine Eltern auch daran gedacht haben.




July 06, 2020 at 10:35AM
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