
Wobei Wehmut und Dankbarkeit mit der „wunderschönen, gleichzeitig arbeitsintensiven Zeit“ einher gehen, die die Leiterin des evangelischen Seniorenheims hier erlebt hat: „Es sind die Menschen, die hier leben, und die tollen Mitarbeiter, denen ich allen sehr, sehr dankbar bin“, betont Silke Becker. Auch wenn sie 20 Jahre lang Leiterin des Hauses war: „Ich habe mich als gleichwertiger Teil dieser Gemeinschaft gefühlt. Ich war Ansprechpartnerin für aktuell 57 Bewohner – 57 ganz eigene Persönlichkeiten, an deren individuellen Schicksalen ich teilhaben durfte“, sagt sie. Zum Haus gehören ebenso die derzeit 65 Mitarbeiter, von der Pflegekraft über die Küchen- und Reinigungsmitarbeiter bis zum Hausmeister allesamt direkt im Haus angestellt, es gibt keine extern Beschäftigten.
Ihre Tür stand immer allen offen
Ob Bewohner oder Mitarbeiter – „wir haben 20 Jahre lang zusammen gelacht und geweint“, schwärmt Silke Becker über das familiäre Miteinander im St. Jacobistift. Ihre Tür habe immer allen offen gestanden, für Sorgen und Nöte ebenso wie für Anregungen.
Als Leitung fing die damals 43-Jährige am 1. Januar 2001 im evangelischen St. Jacobistift an. Das stand seinerzeit noch unter kirchlicher Trägerschaft. Silke Becker kommt beruflich aus der Sozialarbeit, studierte in Hannover Sozialarbeit und Sozialpädagogik. Anschließend arbeitete sie in mehreren Beratungsstellen für Familien und Senioren, unter anderem mehrere Jahre in der Begegnungsstätte des Johanneswerks an der Bielefelder Kreuzstraße. „Ich habe mich immer in der Altenarbeit zu Hause gefühlt, daher bewarb ich mich auf die Leitungsstelle in Werther“, berichtet sie.
Viel Bürokratie hinzu gekommen
Die Aufgaben in der Leitung des Seniorenheims waren und sind komplex. „In den ersten Jahren hatte man noch deutlich mehr Luft, manches Angebot mit Kollegen, Bewohnern und Angehörigen auf die Beine zu stellen“, erinnert sich Becker. Doch mit den Jahren wuchsen die Zusatzaufgaben durch zahlreiche weitere gesetzliche Vorgaben. „Das ändert sich rasant! Vor allem die Dokumentationspflicht ist stark gewachsen“, sagt die Leiterin.
Zur oft zeitraubenden Bürokratie hinzu komme die Tatsache, dass Bewohner heute viel länger in ihrem gewohnten häuslichen Umfeld wohnen bleiben: „Das ist natürlich positiv. Doch damit sind die Bewohner beim Einzug heute auch in höherem Alter als noch vor 20 Jahren und oft körperlich weniger fit.“ Etwa die Hälfte sei demenziell erkrankt. „Damit gibt es heute andere Angebote für sie als früher.“ Gerne denkt Silke Becker an eine Modenschau zurück: „Einfach klasse! Bewohnerinnen zwischen 80 und 90 Jahren schritten stilvoll über den Laufsteg.“ Beliebt sei bis heute auch stets das Sommerfest.
Nachfolge „unter gutem Stern“
Bei aller Bescheidenheit: Was hat die 63-Jährige in Werther in „ihrem“ Haus bewegt, worauf ist sie stolz? Silke Becker gibt sich bescheiden: „Ich denke, ich habe den diakonisch-christlichen Ansatz, den Geist dieses Hauses, gestärkt. Es war mir immer wichtig, Mitarbeitern und Bewohnern Spielraum zu geben, um auch deren Anregungen umzusetzen.“ Für sie sei es „Zeit, danke zu sagen, damit das, was kommen wird, unter einem guten Stern beginnt“. In diesem Sinne wünscht sie ihrem Nachfolger Hergen Bruns (57) einen guten Einstieg.
Mit Bewohnern und Mitarbeitern wurde am Mittwoch gefeiert. Silke Becker freut sich nun auf mehr Zeit mit ihrer Familie – mit Ehemann Lothar, der vor zehn Jahren als Amshausener Pfarrer in den Ruhestand ging, und mit ihren Kindern und sieben Enkeln. In der Hospizarbeit will sie sich künftig noch mehr engagieren. „Und ich möchte ausprobieren, was von meinen Querflöte- und Klavier-Kenntnissen noch da ist...“
September 17, 2020 at 08:00AM
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„Zusammen gelacht und geweint“ - Westfalen-Blatt
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